Donnerstag, 19. Juni 2014

Tilt-Shift-Objektiv für das Samsung NX-System


Die Firma Walimex hat ein Tilt-Shift-Objektiv unter anderen für das Samsung NX-System herausgebracht.




Das Objektiv soll eine Brennweite von 24 mm und eine Lichtstärke von f:3,5 haben. Für einen Preis von knapp 1000€ kann das Objektiv bei Amazon bestellt werden

Tilt-Shift-Objektive sind wahre Exoten unter den Objektiven. Der gesamte Objektivkörper kann gegenüber den Sensorebene gekippt und verschoben werden. Doch was für einen Sinn hat das?

Fangen wir mit der Shift-Funktion an. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor ein Haus und wollen ein Foto davon machen. Um auch noch den Dachfirst auf das Bild zu bekommen neigen Sie die Kamera leicht nach oben. Das Ergebnis sieht etwa so aus:


Die vertikalen Linien der Hauswand sind auf dem Foto nicht mehr vertikal sondern laufen nach oben zusammen. “Stürzende Linien” wird dieser Effekt genannt. In der Architekturfotografie wird oft versucht, diesen Effekt zu vermeiden und senkrechte Linien auch senkrecht auf dem Foto abzubilden. Das geht theoretisch ganz einfach. Der Sensor muss nur vertikal stehen, also die Kamera muss nur gerade gehalten werden. Das Ergebnis sieht dann aber vielleicht so aus:


Der Dachfirst ist nicht mehr mit auf dem Bild und außerdem ist viel zu viel Vordergrund abgebildet.

Geht auch beides, Bild mit Dachfirst und ohne stürzende Linien?

Ja, optisch kann das durch die Shiftfunktion des Tilt-Shift-Objektivs gelöst werden. Die Kamera wird so gehalten, dass der Sensor senkrecht steht. Um den Dachfirst aufs Bild zu bekommen wird das gesamte Objektiv parallel zur Sensorebene nach oben verschoben.

Das Ergebnis sieht dann etwa so aus:


Dieses Bild wurde nicht mit einem Tilt-Shift-Objektiv erzeugt. Es wurde nachträglich im RAW-Konverter (in diesem Fall RAW Therapee) korrigiert.

Die Tilt-Funktion ist dagegen nicht auf elektronischen Wege nachträglich zu verwirklichen. Um den Hintergrund dieser Funktion zu verstehen müssen wir uns erst mit dem Begriff der Schärfentiefe vertraut machen. Wenn ein Objektiv auf ein Objekt scharf gestellt wird, dann wird nicht nur dieses Objekt selber sondern auch ein gewisser Bereich davor und danach scharf abgebildet. Wie tief dieser Bereich ist bestimmt die Blendenzahl. Bei f:2,8 ist der Bereich sehr klein, bei f:22 ist er groß.



Bei einem normalen Objektiv ist der Schärfenbereich parallel zur Sensorebene ausgerichtet. Was macht man in dieser Situation?


Das gelbe Blümchen würde unscharf abgebildet werden. Die Blende kann weiter zugedreht werden, so das der Schärfentiefenbereich größer wird. Nur kommt dann auch weniger Licht durch das Objektiv und die Belichtungszeit wird länger. Das führt dann wieder zu andern Problemen.

Eine andere Möglichkeit ist, den Schärfentiefenbereich zu drehen:



Genau das macht die Tilt-Funktion. Der Objektivkörper wird zur Sensorebene gekippt. Dadurch verläuft der Schärfentiefenbereich nicht mehr parallel zur Sensorebene.

Tilt-Shift-Objektive sind keine neuen Erfindungen. Die meisten alten Plattenkameras hatten schon die gleiche Funktionalität. Ein flexibler Balg verband Kamera und Objektiv. Und Objektiv konnte so sehr einfach verschoben und geneigt werden.

Gv ext.jpg
Gv ext“. Über Wikipedia.

Anwendungsbereiche für Tilt-Shift-Objektive sind vor allem die Architektur- und Landschaftsfotografie. Um mal schnell ein Foto zu machen sind sie wegen der vielen Einstellungen völlig ungeeignet.

Solche Objektive bieten viele kreative Möglichkeiten, setzen aber einen technisch sehr versierten Fotografen voraus.

Sonntag, 8. Juni 2014

Neue Gerüchte zur kommenden Samsung NX1

Photografix berichtet von neuen Gerüchten zum neues Spitzenmodell der Samsung Systemkameras. Die Kamera soll voraussichtlich zur photokina im September vorgestellt werden.

Ersten Gerüchten zur Folge sollte Android als Betriebssystem der NX1 zum Einsatz kommen. Jetzt in die Rede von Tizen, das auch schon in anderen Samsung-Kameras zum Einsatz kommt.


Von allen technischen Aspekten mal abgesehen, wäre das meiner Meinung nach eine kluge Entscheidung. Eine Kamera mit einem Handy-Betriebssystem in den Händen von Profis oder semi-professionellen Anwendern kann ich mir nur schwer vorstellen.

Weitere Artikel zur Samsung NX1:

Tutorial RAW Therapee, Fotos von Veranstaltungen

Im ersten Teil der Reihe geht es um das Entwickeln von RAW-Dateien von Veranstaltungen. Mit Veranstaltungen meine ich die Familienfeier, das Fußballspiel vom Junior am Wochenende, das Skirennen oder den Grillabend mit den Freunden. Erst einmal will ich klären, was das Besondere an solchen Fotos ist.

Auswahl aus vielen Bildern

Erst einmal geht es in der Regel um sehr viele Bilder. Ich habe bei solchen Aufnahmen eigentlich immer die Serienbildfunktion aktiviert. Von jeder Situation mache ich dann immer 3 bis 4 Bilder und schaue zu Hause, welches der Bilder am besten geworden ist. Der Grund dafür ist einfach. Fotografiert man mehrere Menschen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass beim Auslösen einer gerade die Augen geschlossen hat. Bei Sprotaufnahmen genau den richtigen Augenblick zu erwischen ist auch sehr schwierig. Deswegen ist es eine gute Idee, viele Bilder zu machen und dann die besten auszuwählen.

Die Auswahl aus vielen Bilder ist eine wichtige Besonderheit.

Dokumentarisch

Die Bilder haben oft mehr einen dokumentarischen als einen hohen künstlerischen Anspruch. Es geht vor allem darum, dass das Bild technisch in Ordnung ist und der Bildaufbau einigermaßen stimmt. Besondere Bearbeitungstechniken für Farben oder gar Retusche ist normalerweise nicht nötig. Auch muss man nicht unbedingt aus jeder Fläche noch die letzte Zeichnung heraus holen. Die Hauptperson muss vernünftig dargestellt werden, das reicht.

Lichtsituation

Für alle Bilder ist die Beleuchtungssituation sicher nicht gleicht, aber für viele. Die Lichtfarbe, also die Farbtemperatur, ist bei vielen Bildern hintereinander fast identisch. Auch der Kontrast ist bei vielen Bildern sehr ähnlich. Hier kann man rationell arbeiten und die Einstellungen bei anderen Bildern übernehmen.

Es ist auch grundsätzlich besser, wenn man hier nicht allzuviel experimentiert. Oft werden die Bilder einer Veranstaltung in Serie nacheinander betrachtet. Unterschiede in der Farbabstimmung fallen da besonders stark auf

Zuschneiden

Bilder auf Veranstaltung müssen meist unter Zeitdruck angefertigt werden. Bei Sportveranstaltungen ist das wegen der schnellen Bewegungen besonders extrem. Zeit für eine aufwändige Bildkomposition bleibt da nicht. Oft muss man nach dem Motto “draufhalten und abdrücken” fotografieren. Im RAW-Konverter ist dann meist ein aufwändiger Beschnitt notwendig.

Zeitdruck

Vielleicht hat man am Sonntag bei eine Sportveranstaltung des Vereins Bilder gemacht. Spätesten am Montag sollte dann der Zeitungsartikel oder der Beitrag für den Internetauftritt fertig sein, natürlich mit den Bildern.

Wenn man auf einer Geburtstagsfeier fotografiert hat, dann will die Verwandtschaft auch nicht ewig auf die Fotos warten. Oft wird da auch mit Smartphones fotografiert. Damit kann man Fotos fast sofort auf Facebook und Co posten. Das der Mensch mit der teuren “Profikamera” dann so ewig braucht, um die Bilder den Verwandten präsentieren zu können, stößt oft auf wenig Verständnis.

Egal wie, die Bilder müssen in einer vertretbaren Zeit fertig werden. Rationelles Arbeiten ist angesagt.

Schritt 1, Vorbreitung

Zuerst kopiere ich die RAW-Dateien in einen Ordner. Den Ordner benenne ich z. B. so:

2014-01-23_RiesenslalomArber

Das hat den Vorteil, dass die Ordner immer chronologisch sortiert angezeigt werden. Ich fotografiere grundsätzlich in der Einstellung RAW + JPG. Die JPGs können direkt im Ordner angezeigt werden und dienen so als gute Orientierungshilfe.

Schritt 2, Aussortieren

So, jetzt kann RAW Therapee gestartet werden. Ich öffne gleich den Editor.


Bei dieser Art der von Bildern fotografiere ich immer mit der Serienbildfunktion. Das hat mehrere Gründe. Schnell ist ein Bild mal verwackelt, mal sind die Füße abgeschnitten, der Autofokus hat Unsinn gemacht oder man erwischt den falschen Augenblick. Macht man mehrere Bilder, dann ist die Wahrscheinlichkeit für ein gutes Bild einfach höher.

Im RAW-Konverter geht es zunächst einmal darum, Ausschuss auszusortieren. Ich schau mir also das erste Bild und stelle mir folgende Fragen:
  1. Ist das Motiv überhaupt lohnenswert?
  2. Ist der Bildausschnitt brauchbar?
  3. Sind die wichtige Bildteile scharf abgebildet?
Wenn die Antwort auf eine der Fragen “nein” lautet, dann wandert das Bild in den Papierkorb.



Für die Beurteilung der Schärfe verwende ich oft die 1:1-Ansicht.


Manchmal ist es nützlich, alle Seitenleisten zu verstecken um den gesamten Bildschirm zu nutzen. RAW Therapee hat auch eine nützliche Vollbildfunktion.


Weiter geht es zum nächsten Bild.



Wenn ich durch bin, dann wird der Papierkorb geleert und ich springe wieder zum ersten Bild.

Schritt 3, Auswahl der Bilder aus der Serie

Habe ich nach dem ersten Schritt von einem Motiv noch mehrere Bilder übrig, dann vergleiche ich diese genauer.

Ich achte auf den Gesichtsausdruck, auf den optimalen Moment usw. und suche mir das beste Bild aus. Alle anderen werden wieder zum Löschen markiert und zum Schluss wird in einem Rutsch gelöscht.

Nun sind nur noch die Bilder übrig, die wirklich konvertiert werden sollen. Die nächsten Schritte dürfen jetzt etwas zeitaufwändiger sein.

Schritt 4. Weißabgleich

Jetzt befasse ich mich intensiver mit den einzelnen Bildern. Ich bleibe zunächst beim ersten Bild.

Zuerst kümmere ich mich um den Weißabgleich.

Meine Kamera habe ich bei dieser Art von Fotos immer auf automatischen Weißabgleich eingestellt. In vielen Fälle liefert das schon einmal einen guten Anhaltspunkt. Gefällt mir das Ergebnis der Automatik nicht, dann mache ich einen manuellen Weißabgleich.


Ich suche mit im Bild eine sogenannte unbunte Fläche dafür aus. Das kann eine weiße Fläche sein, grau geht aber auch.

RAW Therapee biete noch einige weiter Möglichkeiten des Weißabgleichs an.



Ich bin immer noch beim ersten Bild!

Schritt 5. Rauschen

Um das Rauschen brauche ich mich nur dann zu kümmern, wenn ich mit einem höheren ISO-Wert fotografiert habe. Das versuche ich nach Möglichkeit zu vermeiden. RAW Therapee verfügt zwar über leistungsfähige Funktionen zu Rauschminderung, deren Anwendung bedeuten aber immer ein Verlust an Schärfe und Detailtreue. In der Regel benutze ich ISO 200, so dass keine Rauschminderung erforderlich ist.

Ab ISO 400 schalte ich in RAW Therapee die Rauschminderung ein.



Ich suche mir einen dunklen Bereich im Bild und schalte auf 1:1-Ansicht.



In den meisten Fällen ist der erste Regler “Luminanz” am wirkungsvollsten.

Schritt 6. Einstellungen per Zwischenablage auf ähnliche Bilder übertragen

So, jetzt geht es Schlag auf Schlag. RAW Therapee verfügt über eine sehr clevere Funktion, mit der alle Einstellungen in die Zwischenablage kopiert und auf andere Bilder übertragen werden können.




Ich blättere von Bild zu Bild und füge die Einstellungen ein. Wenn notwendig, dann nehme ich ein paar Anpassungen vor und kopieren die neuen Einstellungen wieder in die Zwischenablage.

Wichtig ist, dass das Übertagen der Einstellungen vor der Festlegung des Beschnittes erfolgt, da sonst auch diese Einstellungen kopiert werden. Das ist nur selten sinnvoll.

Schritt 7. Ausschnitte festlegen

Nun gehe ich wieder zurück zum ersten Bild. Jetzt führe ich an jeden Bild einzeln die 7 bis 9 durch. Wenn ich mit einem Bild fertig bin, dann lege ich es für die Stapelverarbeitung bereit.



Zunächst kümmere ich mich um den richtigen Bildausschnitt. RAW Therapee ermöglicht die Einblendung von Hilfslinen.


Ich benutze fast immer die Hilfslinien nach der Drittelregel. Ich versuche den Ausschnitt so zu legen, dass wichtige Bildelemente in der Nähe der Schnittpunkten liegen.

Schritt 8. Belichtung und Kontrast

Der nächste Schritt ist die Einstellung der richtigen Belichtung. Dazu blende ich das Histogramm ein.


Bewege ich den Regler “Belichtungskorrektur” kann ich damit gut beurteilen, ob rechts und links Tonwerte abgeschnitten werden und das gegebenenfalls korrigieren.

Ich benutze immer zu Anfang die Automatik, um erst mal einen Ausgangspunkt für die Belichtung zu haben.


Sehr nützlich ist auch die Funktion zum Anzeigen zu heller Bereiche.



Ich korrigiere die Belichtung mit Hilfe dieser Funktion so, dass bildwichtige Bereiche nicht überbelichtet sind.

In den meisten Fällen ist die Bearbeitung des Bildes jetzt schon abgeschlossen und es kann in die Warteschlange für die Stapelverarbeitung eingereiht werden.

Schritt 9. Spezialaufgaben

Manchmal sind die Bilder aber noch nicht optimal und sie müssen einer “Spezialbehandlung” unterzogen werden.

Schritt 9.1 Lichter wiederherstellen

Bei Fotos mit einer Präsentation mit einem Beamer hat man folgendes Problem: Die Belichtung kann da so eingestellt werden, dass der Vortragende und das Publikum gut zu erkennen sind. Dann ist aber das vom Beamer projizierte Bild meist stark überbelichtet und kaum noch zu erkennen.

Abhilfe schafft hier die Funktion “Lichter wiederherstellen”.


Mittels der Regler “Schwellwert” und “Stärke” kann der Effekt sehr fein geregelt werden. Hier heißt es ausprobieren.

Schritt 9.2 Perspektivische Entzerrung, Drehung

Oft muss es beim Fotografieren sehr schnell gehen. Die Zeit um die Kamera genau horizontal auszurichten fehlt da manchmal. Das ist kein Problem. Mit RAW Therapee kann das im Nachhinein gemacht werden.



Mit der Fein-Rotation kann das Bild digital gerade gerückt werden.

Direkt darunter befinden sich die Regler für die Perspektive. Damit können “stürzende Linien” korrigiert werden. Das ist bei Veranstaltungsfotos nur selten nötig, aber manchman doch nützlich. Beispielsweise, wenn der Inhalt der Beamer-Projektion nicht verzerrt dargestellt werden soll.

Schritt 10 Stapelentwicklung starten

Erst einmal ein paar Worte dazu, was eigentlich mit “Stapelentwicklung” gemeint ist.

Beim Ändern von Einstellungen haben wir bisher im Vorschaubild immer gleich die Auswirkung gesehen. Scheinbar hat RAW Therapee die Einstellung gleich auf das Bild angewendet. Das ist aber falsch. Es wurde immer nur die Vorschau aktualisiert. Die Vorschau ist wesentlich kleiner. Deswegen ist zu keinen merklichen Verzögerungen gekommen. Alle Bearbeitungsschritte wurden in einer Textdatei gespeichert.



Diese kann auch mal im Editor betrachtet werden.



Mit dem Start der Stapelverarbeitung werden die Arbeitsschritte, die in der Textdatei gespeichert sind, auf das vollständige Bild angewendet. Wichtig zu wissen ist, dass die eigentliche RAW-Datei dabei nicht verändert wird. Man spricht hier auch von der nichtdestruktiven Bildverarbeitung.

Die fertigen Bilder lege ich als JPG-Dateien in einem Unterordner des Projektordners ab. Die Einstellungen sind hier zu finden:


Die Stapelverarbeitung dauert eine gewisse Zeit. Hier zahlt sich ein Prozessor mit mehreren Cores aus. RAW Therapee verteilt diese rechenintensive Aufgabe sehr gut auf alle zur Verfügung stehenden Kerne.

Schritt 11 Kontrolle der Ergebnisse

Zum Schluss kontrolliere ich nochmal alle Fotos. Ich benutze dafür den Viewer Ristretto [https://launchpad.net/ubuntu/+source/ristretto]. Den habe ich als Standardviewer für Bilder installiert.

So, damit ist die Verarbeitung der Bilder abgeschlossen. Die Verarbeitung der RAW-Daten mit RAW Therapee kostet eine gewisse Zeit. Das Programm gestattet es aber, die Verarbeitung stark zu rationalisieren. Je nach dem, wie individuell die Bilder bearbeitet werden sollen, kann man mehr oder weniger Arbeit hinein stecken.

Wenn die Parameter wirklich für jedes Bild 100% gleich sein sollen, dann gibt es noch eine wesentlich effektivere Möglichkeit der Verarbeitung. Doch dazu ein andern Mal mehr.

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