Samstag, 17. Mai 2014

Neues altes Objektiv

Vor einiger Zeit hatte ich schon einmal etwas zu dem M42-Adapter geschrieben, mit dem ich alte Praktika-Objektive an meine Samsung NX 10 anschließen kann. Nun habe ich mir ein weiteres Objektiv dafür gekauft. 

Ich es gebraucht für nur 27€ bekommen. Das Teil ist sicherlich so 25 bis 30 Jahre alt. Es handelt sich um ein Pentacon 1,8/50. Für die Praktika war das ein Normalobjektiv. Durch den kleineren APS-C-Sensor meiner Samsung wird daraus ein leichtes Teleobjektiv. Mit einer Lichtstärke von 1,8 ist das extrem lichtstark. Es gestattet, die Schärfentiefe als Gestaltungsmittel sehr effektiv einzusetzen.

Technisch gesehen handelt es sich bei dem Objektiv um ein Oreston der Firma Meyer-Optik aus Görlitz.

Dabei handelt es sich um eine sehr traditionsreiche Firma für optische Geräte, die zu DDR-Zeiten letztlich dem Kombinat Pentacon Dresden angegliedert wurde.

Das Objektiv hat natürlich keinerlei Elektronik. Autofokus? Fehlanzeige! Scharf gestellt wird manuell am vorderen Ring des Objektives. Da komme ich schon zu einem gewaltigen Unterschied zu meinen anderen beiden Samsung-Objektiven. Mit diesen ist ja auch ein manuelles Fokussieren möglich. Wenn ich dort am Ring zum Scharfstellen drehe, da wird die Bewegung elektronisch abgenommen und die Linsen werden durch einen Elektromotor bewegt. Von der Haptik her finde ich die rein mechanische Scharfstellung des alten Pentacon-Objektives wesentlich angenehmer.

Die Blende wird ebenfalls am Objektiv manuell an einem Ring eingestellt. Sie kann ja nicht vom Kameragehäuse auf das Objektiv übertragen werden. Damit ist die Einstellung "S" am Programmwahlknopf nicht möglich. Natürlich funktionieren die ganzen "Automatiken" auch nicht. Das ist für mich aber kein Problem, weil ich die sowieso nicht benutze. Ich verwende eigentlich immer A, S oder M. Mit dem alten Objektiv benutze ich meist die Einstellung "A". Das bedeutet, dass sich die Belichtungszeit automatisch an das am Sensor ankommende Licht anpasst. Diese Einstellung ist genial für das alte Pentacon-Objektiv an einer Systemkamera. Je nach dem, wie weit ich die Blende zudrehe, passt die Kamera die Helligkeit im Sucher an. Das Sucherbild ist also immer nahezu gleich hell. Das tolle daran ist, dass ich an einem hellen Sucherbild die Schärfentiefe gut kontrollieren kann. Das geht besonders gut, wenn ich mit dem OK-Knopf die Größe des Sucherbildes vergrößere. Das ist ein großer Vorteil einer spiegellosen Systemkamera gegenüber einer DSRL. Bei einer Spiegelrefexkamera wäre das nicht möglich. Die Schäftentiefe kann zwar auch hier mit der Abblendtaste kontrolliert werden. Das Bild im Sucher wird aber mit zunehmender Blendenzahl immer dunkler und schlechter zu erkennen. Die Vergrößerungsfunktion ist natürlich auch nicht möglich. Das Objektiv besitzt, so wie es früher üblich war, eine Schärfentiefeskala. Ich kann also bei offener Blende die vordere und die hintere Grenze des scharf abzubildenden Bereichs anfokussieren. Dann kann ich mir auf der Schärfentiefeskala die für den Bereich passende Blende heraussuchen.

So ein Objektiv bietet viele gestalterische Möglichkeiten. Es hat aber auch ganz klare Grenzen. Überall dort, wo es auf schnelles Einstellen ankommt, ist man damit überfordert. Für Sportfotografie ist das Objektiv nur mit großen Einschränkungen zu gebrauchen. Die Einsatzgebiete sind überall dort, wo es gemächlicher zugeht. Besonders für Architekturfotografie nutze ich es sehr gerne. Gerade in Innenräumen von Kirchen ist die große Lichtstärke sehr nützlich. Auch für einige Bereiche der Landschaftsfotografie ist es nützlich. Die leichte Tele-Brennweite und die Möglichkeit, durch die große Blendenöffnung den Bokeh-Effekt einzusetzen, macht es auch zu einem guten Objektiv für Portraits.

Wenn man bereit ist, sich ein etwas mit den Grundlagen der Fotografie auseinander zu setzen, dann bekommt man für sehr wenig Geld ein optisch hochwertige Objektiv. Ich finde es faszinieren, dass ich an einer relativ modernen Kamera ein so altes Objektiv für kreative Bilder einsetzen kann.

Ich bin übrigens nicht der Einzige, der das alt Oreston-Objektiv mag:
http://laurphoto.blogspot.de/2013/04/meyer-optik-oreston-5018_6.html

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